Volkstrauertag in Andilly

Dieses Jahr war der Volkstrauertag in Andilly anders als sonst. Wie ein Schleier überlagerten die Terroranschläge in Paris ganz Frankreich und auch Andilly. Der Tag begann wolkenverhangen als wollte die Sonne die Trauer nicht bescheinen. Die Sorge, dass den Teilnehmern evtl. sogar die Einreise verweigert oder erschwert werde, war allerdings unbegründet. Die Gemeinde hatte für die ankommenden Besuchern, die teilweise schon etliche Stunden unterwegs waren, Kaffee und Kuchen bereitgestellt. Die hl. Messe in der bis auf den letzten Platz gefüllten Pfarrkirche war wieder gestaltet von Ordensprälat Friedrich Kreutz und dem für Andilly zuständigen Pfarrer. Entsprechend der langjährigen Gepflogenheit sprach Manfred Roll im Auftrag des Ortschaftsrates von Bermersbach. Er ging dabei auf die Brandkatastrophe vom 13. April 1945 vor 70 Jahren ein bei der ein Drittel des Dorfes niedergebrannt wurde. Dabei erwähnte er auch, dass auch die Familie seiner verstorbenen Frau Hab und Gut verloren hatte. Ähnlich wie damals die Familien notdürftig bei Verwandten und Freunden eine Unterkunft fanden, suchen dies heute die zu uns kommenden Flüchtlinge. Nach der Niederlegung des Blumengebindes am Ehrenmal der Gemeinde unter der Begleitung der "Ancien Combattant" folgte die Gedenkstunde auf dem Friedhof.
Leider war es durch den zuständigen Prefekten dem französischen Militär aufgrund der Ereignisse in Paris nicht erlaubt worden, zu kommen.
Die Begrüßung und Ansprache erfolgte durch Konsul Dietmar Wenger, Straßburg. Er betonte die Wichtigkeit der Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und zitierte den Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer: "Die Soldatenfriedhöfe sind die größten Prediger für den Frieden". Diese müssen erhalten und gepflegt werden zur ständigen Mahnung auch für die kommenden Generationen. Leider können die bestatteten Toten nicht mehr erleben, wie sich die Verhältnisse auch und vor allem zu Frankreich zum Besseren verändert haben. Der Auftrag an alle heißt sich stets um Frieden und Verständigung zu bemühen. Bei den französischen Anwesenden bedankte er sich für die Gastfreundschaft die uns Deutschen gewährt wird.
Ordensprälat Friedrich Kreutz ging bei seiner Ansprache auf die Zerstörung der Kathedrale von Conventry am 16.11.1940 durch deutsche Bomber ein. Der zuständige Probst rief zur Versöhnung mit den Worten auf: "Vater vergib". Krieg setzt alle Grundlagen der Menschlichkeit außer Kraft, bringt unmenschliches Leid auch für Frauen und Kinder. Auch heute sind viele Millionen auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung und Terror. Wahrer Friede kommt nur von Gott. Jeder soll danach streben und handeln.
Der französische Vertreter betonte, dass der Friede in Europa auf den beiden festen Pfeilern Frankreich und Deutschland ruht. Auch er dankte für die Arbeit der Kriegsgräberfürsorge.
Wie ein roter Faden zog sich durch alle Ansprachen die katastrophalen Anschläge von Paris und es wurde immer wieder das Mitgefühl und die Anteilnahme betont. Die Gedenkstunde wurde durch die Stadtkapelle Schwetzingen umrahmt. Die Kranzniederlegung erfolgte diese Jahr nur von ehemaligen deutschen Soldaten; in den vergangenen Jahren war es jeweils ein Paar aus Deutschland und Frankreich. Mit dem Lied vom guten Kameraden, dem Totengedenken und den Nationalhymnen schloss die bewegende Veranstaltung. Inzwischen hatte sich versöhnlich auch die Sonne zwischen den Wolken hervorgetraut. Leider fiel auch der sonst übliche anschließende "Vin d'honneur", bei dem sich immer gute Gesprächsmöglichkeiten ergaben, den misslichen Umständen zum Opfer. Der Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge hat einmal mehr ein würdiges Gedenken organisiert.



Im Vordergrund das Grab des Bermersbachers Albin Wunsch mit Blick auf das Eingangsgebäude